Stationen & Arbeitsproben

Schon als Kind wollte ich gern „zur Zeitung“. Dieser Traum hat sich erfüllt. Als Schülerin jobbte ich an den Wochenenden in der Sportredaktion der „Lippischen Landes-Zeitung“. Dort hatte ich einen wunderbaren Chef und Kollegen, die mir etwas zugetraut haben. Die analogen Filme wurden damals noch per Rohrpost aus der Redaktion ins Fotolabor geschickt. Mit meinem grünen Polo fuhr ich über Land zu Handball- und Fußballspielen, zu Jahreshauptversammlungen, Rhönrad- und Turnwettkämpfen. Um meine Termine fürs Wochenende abzufragen, rief ich donnerstags in der Schulpause meinen Chef an – aus einer gelben Telefonzelle.

In den Semesterferien absolvierte ich ein Praktikum bei den „Lübecker Nachrichten“, wieder war es die Sportredaktion. Am Ende rief mich der Chefredakteur zu sich und machte mir ein beinahe unwiderstehliches Angebot: Ein Volontariat, zu sofort, Studienabschluss hin oder her! Nun war ich erst zwanzig und der Zeitdruck für mich schlussendlich nicht so groß, als dass ich das Studieren gleich hingeworfen hätte. Kaum hatte ich den Abschluss unter Dach und Fach, schickte ich allerdings eine E-Mail: „Ich wäre jetzt soweit!“

Es begann eine aufregende Zeit als Reporterin. Jeden Morgen ein neues Thema, losfahren, recherchieren, aufschreiben. Einmal bekam ich den Auftrag, gemeinsam mit einem Fotografen schon am nächsten Tag in die Türkei zu reisen, nach Myra, in die Heimat des Nikolaus‘. Die Fußball-WM 2006, als ich von den Fanfesten berichtete. Die langen Abende, an denen ich um 23 Uhr in der Sportredaktion Spätdienst hatte, allein, alle anderen Räume längst verwaist. Viele Begegnungen bleiben präsent: Ein Paar, das immer wieder traumatisierte Pflegekinder aufnimmt; Eltern, deren Kinder mit dem Auto tödlich verunglückten; Kinder, die in Lübeck in Armut aufwachsen. Solche „Termine“ prägen die Weltsicht für immer. Wenn ich von dieser „Berührung“ den Leser*innen etwas mitgeben konnte, war ich zufrieden, oft glücklich.

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